In Deutschland wird die Organ- und Gewebespende über die Entscheidungslösung geregelt. Das heißt: Die Entnahme von Organen und Geweben nach dem Tod ist nur dann zulässig, wenn die verstorbene Person einem solchen Vorgehen zu Lebzeiten zugestimmt hat. Ist der mutmaßliche Wille nicht bekannt, so können stellvertretend die Angehörigen einer Organspende zustimmen oder diese ablehnen.
„Die Entscheidungslösung ist derzeit die schlechteste Lösung, die es gibt“, sagt Prof. Dr. Jan Gummert, Ärztlicher Direktor am HDZ NRW und Klinikdirektor Thorax- und Kardiovaskularchirurgie. Denn die Organspende scheitere oft daran, dass die Verstorbenen ihren Willen zu Lebzeiten nicht schriftlich festgehalten und auch nicht mit ihren Angehörigen besprochen haben. Die derzeitige Regelung sei aber auch aus anderer Sicht bedenklich. „Deutschland ist das einzige Mitglied im Eurotransplant-Verbund, das noch keine Widerspruchslösung hat und auf Spenderorgane aus dem Ausland angewiesen ist“, sagt der Transplantationsmediziner. „Wir akzeptieren die Organe aus Ländern mit Widerspruchslösung, wollen aber selbst eine solche Regelung nicht einführen - das finde ich moralisch katastrophal.“ Dabei sei es doch durchaus zumutbar, sich zu Lebzeiten für oder gegen eine Organspende zu entscheiden. Nichts anderes regele eine Widerspruchslösung.
Im aktuellen System sieht Gummert keine Möglichkeiten mehr, die Spendenbereitschaft zu erhöhen. „Es gibt seit Jahrzehnten immer wieder Kampagnen“, das habe bisher nichts gebracht. Die Zahl der Organspenden liege in Deutschland weiterhin konstant niedrig, während sie in anderen europäischen Ländern mit Widerspruchslösung bis zu vier Mal so hoch sei. In Bad Oeynhausen wurden im vergangenen Jahr angesichts durchschnittlich 100 Wartepatienten 78 Herzen transplantiert. „Wir würden gerne mehr Patienten helfen. Wenn denn Organe zur Verfügung stünden“, sagt Professor Gummert.
Im August des vergangenen Jahres führten die Herzspezialisten am HDZ NRW eine solche außergewöhnliche Serie erneut innerhalb von sieben Tagen durch. Dabei waren erst im Frühjahr sieben Transplantationen innerhalb von acht Tagen ermöglicht worden. Sämtliche Operationen sind erfolgreich verlaufen. Im größten deutschen Herztransplantationszentrum sind zahlreiche Fachabteilungen beteiligt, wenn es darum geht, einen solchen Operationsaufwand zu koordinieren und organisieren. „In einer Zeit, in der unsere Patienten dringender denn je auf ein Spenderorgan warten müssen, sind wir natürlich sehr dankbar für jedes Organangebot, das uns über Eurotransplant erreicht“, sagt der Ärztliche Direktor des HDZ NRW, Herzchirurg Prof. Dr. Jan Gummert, der die Einführung einer Widerspruchslösung ausdrücklich befürwortet. Diese Regelung ist die am meisten verbreitete Organspenderegelung in Europa.
Ein fraktionsübergreifender Gesetzentwurf zur Reform der Organspende in Deutschland wurde vom alten Bundestag nicht mehr beschlossen. Demnach sollten als Organ- und Gewebespender nicht nur Personen infrage kommen, die in eine Organ- oder Gewebeentnahme eingewilligt haben, sondern auch solche, die einer Organ- oder Gewebeentnahme nicht ausdrücklich widersprochen haben. Der Entwurf muss nun nach den Bundestagswahlen am 24. Februar 2025 neu eingebracht und verhandelt werden.
Innerhalb von höchstens vier Stunden sollte ein Spenderherz transplantiert werden, weil das Organ sonst aufgrund nicht ausreichender Durchblutung während des Transportweges Schaden erleiden kann. Ein neues Transportsystem soll diese Einschränkungen bei der Organtransplantation zukünftig weitgehend aufheben. Es wurde in Schweden entwickelt und enthält ein Kühlsystem, eine Kreislaufpumpe und einen Oxygenator, der die Sauerstoffversorgung aufrechterhält. An einer internationalen Studie zu dieser „hypothermisch oxygenierten Maschinenperfusion (HOPE)“ ist auch das Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, beteiligt. „Wenn Spenderherzen zukünftig über längere Zeiträume und Distanzen transportiert werden können, könnte dies dazu beitragen, die Wartezeiten für unsere Patienten zu verringern,“ erläutert Prof. Dr. René Schramm, Oberarzt der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie.
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