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Bisher einmalig: Das HDZ NRW transplantiert sieben Herzen in acht Tagen

Eine solche Transplantationsserie hat das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen seit Bestehen noch nicht erlebt. Chefärzte loben Zusammenhalt, Können und Einsatzbereitschaft aller Beteiligten.

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Die Herztransplantation gilt als Königsdisziplin der Herzchirurgie. Dabei ist es aus heutiger Sicht ein Routineeingriff, das Herz eines Patienten aus dem Brustkorb zu entfernen und ein fremdes Herz neu einzusetzen. Genau das machen die Herzspezialisten am größten Herztransplantationszentrum in Deutschland, am HDZ NRW, bereits seit 35 Jahren mit großem Erfolg. Doch innerhalb von acht Tagen tatsächlich sieben Herzen zu transplantieren, damit haben auch die erfahrensten Experten in Bad Oeynhausen nicht gerechnet.

„In einer Zeit, in der unsere Patienten dringender denn je auf ein passendes Spenderorgan warten müssen, ist das eine absolute Seltenheit“, sagt Professor Dr. Jan Gummert, Ärztlicher Direktor in Bad Oeynhausen und Klinikdirektor der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Rund 80 Herztransplantationen jährlich werden hier durchgeführt. Davon etwa vier bis acht Herztransplantationen pro Jahr betreffen Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren, die Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica, Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler, und sein Team operieren.

Die 59-jährige Andrea Nagel hat ihr Spenderherz an einem Montag Nachmittag erhalten. In den Tagen darauf wurden Manuel Pickard (45), Hans Nyenhuis (63) und Oliver Alert (55) erfolgreich transplantiert. Artur Rajtor, sein Kollege Stefan Wlost und ihr Team im Transplantationsbüro sind rund um die Uhr in Wechselschichten im Einsatz, um die Vorbereitung der Patienten zur Operation, die Organentnahme, den Transport des Spenderherzens in das HDZ NRW sowie die zeitliche Abstimmung zwischen den Teams zu organisieren. Denn ein Spenderherz sollte vom Zeitpunkt der Entnahme an innerhalb von höchstens vier Stunden transplantiert werden.

Teamwork in der Königsdisziplin

„Was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier leisten, ist einfach ein unglaubliches, hochprofessionelles Teamwork“, betonen Gummert und Sandica. Herztransplantationen in dieser Taktung zu realisieren, ist eine immens anspruchsvolle Aufgabe für sämtliche Fachabteilungen auf vielen verschiedenen Ebenen. Das ist in dieser Form sicherlich einmalig im HDZ NRW.“

Herzchirurg Andreas Godo ist während der sieben Tage und acht Nächte, um die es geht, derjenige, der die meiste Zeit unterwegs ist – und zwar in der Luft und auf der Straße. Denn einmal mehr ist „der Mann der tausend Herzen“ derjenige, der die meisten der sieben Spenderherzen in auswärtigen Kliniken entnommen, sicher ins HDZ transportiert und damit die meisten Kilometer absolviert hat. Seine Kollegen Kanstantsin Lazouski und Georges El Hachem übernahmen weitere Entnahmen und Fahrten.

Im OP-Saal wechselten sich die Teams der Oberärzte Professor René Schramm und Professor Sabine Bleiziffer mit Professor Sandica und den Kinderherzspezialisten ab, um auch Michael Grob (49), eine 15-jährige Patientin und die erst zweijährige Julia erfolgreich zu transplantieren.

„Natürlich kommt es auch vor, dass die Hoffnung unserer Patienten auf eine zeitige Transplantation zerplatzt. Leider können wir manchmal auch mit einer erfolgten Herztransplantation oder während einer sehr langen Wartezeit nicht allen Schwerkranken dauerhaft helfen“, sagt Professor Gummert. „Aber in diesem Fall haben sieben Menschen eine neue Lebensperspektive erhalten und gute Aussichten, noch viele Jahre mit Spenderherz zu genießen. Das ist die schönste Bestätigung für unsere Arbeit.“

Auf der Warteliste für eine Herztransplantation stehen mehr als 1.000 schwer herzkranke Menschen in Deutschland (DSO, Stand 31.12.2022). 2023 haben 75 Patientinnen und Patienten im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, ein Spenderherz erhalten, 2022 waren es 95 Patienten. 
Mit der sogenannten erweiterten Zustimmungslösung regelt das Transplantationsgesetz die rechtlichen Voraussetzungen für die Spende, Entnahme und Übertragung von menschlichen Organen. Da Deutschland zunehmend auf Spenderorgane aus dem Ausland angewiesen ist (rd. 10% lt. Jahresbericht DSO 2023), wird aktuell die Einführung einer Widerspruchslösung diskutiert. Die Widerspruchslösung ist die am meisten verbreitete Organspenderegelung in Europa.

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