Herzgeschichten

Rekord für eine lebensrettende Kinderherztherapie

Acht Kinder mit einer künstlichen Herzunterstützung in klinischer Versorgung. Ein  Behandlungsspektrum in dieser Größenordnung ist einzigartig. Die Therapie ist nur in speziellen Zentren möglich. 

3 Min.

08.04.2025

Dankbarkeit für eine segensreiche Therapie und klinische Rundumversorgung, welche die gesamte Familie in die Behandlung miteinbezieht: So lässt sich die Stimmung beim Treffen von Emma, Leo, Theo, Luis, Charlotte, Leni, Smaranda und Nico, ihren Eltern und den engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschreiben, die sich im Spätsommer letzten Jahres auf dem Spielplatz des Kinderherzzentrums im HDZ NRW zu einer außergewöhnlichen Gruppenaufnahme verabredet haben.  

„Das war für uns alle ein bewegender Moment“, betonen die Klinikdirektoren Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica (Herzchirurgie) und Prof. Dr. Stephan Schubert (Kinderkardiologie). „Denn eine Herzunterstützungstherapie ist immer auch eine Therapie auf ungewisse Zeit. Sie kann wenige Tage dauern oder auch viele Monate oder Jahre.“ Fest steht: Auch den erfahrenen Experten ist weltweit keine andere Einrichtung bekannt, in der jemals acht Kinder gemeinsam mit einem solchen Kunstherzsystem (engl. VAD= Ventricular Assist Device) versorgt worden sind.

Herzunterstützung für alle Altersstufen

Ihren künstlichen Herzpumpen haben die acht Patientinnen und Patienten im Alter von zehn Monaten bis zu neun Jahren, die Schubert und Sandica im HDZ NRW betreuen, ihr Leben zu verdanken. Professor Sandica und sein Team haben die Systeme in jeweils mehrstündigen Operationen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine direkt am Herzmuskel implantiert. Die Mehrzahl der Patienten benötigen dieses System aufgrund einer akuten Herzmuskelschwäche. Nur ein Hersteller weltweit bietet diese Medizintechnik in verschiedenen Größen und Zusammensetzungen für Kinder aller Altersstufen an. Eine Kabelverbindung führt zu einem externen, akkubetriebenem Antriebssystem (Excor® Active mobil, Berlin Heart), auf das die Kinder solange angewiesen sind, bis ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung steht oder sich das kranke Herz dank der Entlastung wieder erholt.  

Neu dazugekommen sind von Professor Sandica entwickelte Systeme für Kinder, die mit nur einer funktionsfähigen Herzkammer geboren wurden. Dank einer herzchirurgischen Korrektur dieser angeborenen Fehlbildung kann die verbleibende Herzkammer für eine gewisse Zeit die gesamte Herzarbeit übernehmen. Bei zwei Patientinnen drohte diese sogenannte Fontan-Zirkulation zu versagen.  

Professor Sandica setzte beiden Mädchen diese individualisierten Systeme erstmals weltweit in Bad Oeynhausen ein. Die Herzspezialisten überprüfen regelmäßig, ob die Therapie möglicherweise auch zur Erholung des kranken Herzens führen kann.  

Denn aufgrund des Mangels an Spenderorganen sollen nur diejenigen Kinder transplantiert werden, die keine Aussicht mehr auf eine Entwöhnung vom VAD-System haben.  

Durch die zusätzliche Möglichkeit, jetzt auch den Fontankreislauf bei Einkammer-Herzkindern zu unterstützen, erweitert sich das klinische Versorgungsspektrum für Patienten mit VAD-Systemen im Kindesalter. Dieses ist angesichts knapper Ressourcen in der Kinderherzmedizin eine weitere Herausforderung, der sich die Kinderherzzentren stellen müssen. 

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