Die erfolgreiche Deutschlandpremiere des ersten Pulsfeldablations-Systems mit vollständig integriertem Echtzeit 3D-Mapping fand in diesem Frühjahr im Herz- und Diabeteszentrum NRW statt. Das System ist eine neue Kombination zweier bewährter Methoden: Die Pulsfeldenergie erzeugt ein elektromagnetisches Feld im Herzgewebe – und gleichzeitig können jetzt die so entstandenen winzigen Läsionen präzise in der gewohnten „Landkarte des Herzens“ angezeigt werden. Klinikdirektor Prof. Philipp Sommer und sein Team setzen diese Medizintechnik der neusten Generation ab sofort im Herzkatheterlabor ein und können schwere Herzrhythmusstörungen noch schneller und schonender behandeln.
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen und wird von Störimpulsen im Herzgewebe ausgelöst. Wenn bei Patienten trotz Medikamenten noch erhebliche Beschwerden auftreten, ist eine Katheterablation derzeit das bewährte Standardverfahren. Hierbei wird ein dünner, flexibler Katheter meist von der Leiste des Patienten ins Herzinnere geführt.
„Feuer, Eis oder Strom“ gegen das Vorhofflimmern
Es gibt verschiedene Katheterverfahren, um Rhythmusstörungen mit dem Herzkatheter zu begegnen. Traditionelle Verfahren benutzen Kälte (Kryoablation) oder Wärme (Radiofrequenzablation). Erst seit einigen Jahren nutzen Rhythmologen die Pulsfeldablation (auch: „Elektroporation“). „Durch das gezielte Einbringen mikroskopisch kleiner Poren in die Zellmembran können wir rhythmusstörende Impulse ultraschnell und sicher eliminieren“, erläutert Professor Sommer das Vorgehen.
Das Mapping
Ein hochmodernes kardiales Navigationssystem erstellt mithilfe von speziellen Sensoren eine dreidimensionale detaillierte Karte („Map“) der Herzkammern, mit der die störenden Impulse identifiziert werden können. Dieses im HDZ bewährte, computergestützte dreidimensionale Mappingsystem ist nun erstmals in integrierter Technologie verfügbar. Bisher gab es dies nur in Kombination mit Radiofrequenzablationen.
Von den damit verbundenen effizienteren Arbeitsabläufen profitieren die Patienten, weil sich die Bildgebungszeiten verringern, mögliche Risiken vermeiden und die Aufenthalte im Herzkatheterlabor verkürzen lassen. Eine wissenschaftliche Studie mit 186 Patienten in Kanada und Europa belegt eine hohe Sicherheit und Wirksamkeit der neuen Therapieform (VARIPULSETM), die jetzt erstmals in Europa zugelassen und in Bad Oeynhausen im Einsatz ist.
Der Varipulse Katheter ist das Herzstück der neuen Plattform, mit der minimalinvasive Spezialeingriffe am Herzmuskelgewebe (sog. Ablationen) durchgeführt und elektrische Erregungsherde verödet werden können. In der Regel wird der Katheter über einen kleinen Schnitt in der Leiste zum Herzen geführt. Je nach Erkrankungsbild kann die Verödung mittels Strom, Wärme oder Kälte erfolgen. Die Therapie ist angebracht, wenn sich Rhythmusstörungen mit Medikamenten nicht mehr kontrollieren lassen.