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Erstmals in Europa: Holografie in der Herzmedizin

Prof. Dr. Volker Rudolph: „Die dreidimensionale Bildqualität eröffnet neue Möglichkeiten zur Beurteilung und Behandlung struktureller Herzerkrankungen.“

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Erstmals in Europa ist jetzt am HDZ NRW bei Katheterinterventionen zur Therapie struktureller Herzerkrankungen eine Diagnostik im Einsatz, die ein bisschen an Science fiction erinnert.

Die innovative Technologie der Holografie könnte zukunftsweisend sein. Denn erstmals erlaubt sie dem Kardiologen, das Herz des vor ihm liegenden Patienten mit all seinen anatomischen Besonderheiten als dreidimensionales Echtzeit-Hologramm während des Eingriffs in Augenhöhe und greifbarer Nähe vor sich schwebend zu erleben. Er kann es nicht nur von allen Seiten viel genauer und besser als bisher betrachten, sondern das Original-Abbild des Patientenherzens auch mit der Fingerspitze im Raum drehen, bei Bedarf auch auf Zuruf vergrößern, hineinsehen, es ausmessen oder Teilbereiche zur detaillierten Darstellung heranzoomen.

Kein Spiegelbild, sondern optische Realität

„Wir waren erst skeptisch, dann aber schnell fasziniert von den Möglichkeiten dieser intuitiven und interaktiven Technik“, berichtet Prof. Rudolph. „Es handelt sich ja keineswegs um eine optische Täuschung, sondern um eine hochauflösende, dynamische 3D-Projektion im freien Raum, live generiert aus unseren volumetrischen Patientendaten. Eine solche zusätzliche Beurteilungsoption des Herz-Hologramms trägt besonders bei schwierigen Fragestellungen dazu bei, dass perspektivische Fehler vermieden und die Sicherheit für den Patienten noch größer werden kann.“

Oberarzt Dr. Kai Peter Friedrichs ergänzt: „Wenn es um die Positionierung einer neuen Herzklappe oder im Falle von Klappenrekonstruktionen um die richtige Platzierung eines Klappenrings geht, vollziehen wir die patientenspezifische Anatomie bisher zweidimensional am Monitor nach. Das Hologramm eröffnet hier zusätzliche Beurteilungsmöglichkeiten.“

Die Bad Oeynhausener Katheterspezialisten sind sich einig, dass die Anwendung der Technologie jetzt schon so überzeugend und die Qualität der Bilder so beeindruckend sind, dass es sich lohnt, die Möglichkeiten der Holografie im klinischen Einsatz weiterzuverfolgen. „Es könnte dazu beitragen, Routineinterventionen künftig noch sicherer zu machen und zu beschleunigen. Und natürlich hoffen wir, insbesondere auf unserem Spezialgebiet der komplexen strukturellen Herzerkrankungen die Behandlungsergebnisse weiter zu verbessern.“

Die Holografie ist europaweit bislang nur im HDZ NRW in Bad Oeynhausen verfügbar. Prof. Rudolph: „Ein ganz besonderes Augenmerk richten wir auch auf die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses sowie die spezielle Behandlung komplexer struktureller Herzinterventionen. Zudem wird das HDZ NRW die holografische Visualisierung medizinischer Bilder im Vergleich mit internationalen Publikationen aus den USA und Israel auch wissenschaftlich auswerten.“

Die Holografie wurde 1948 durch den ungarischen Physiker Dennis Gabor in London entdeckt, der für seine grundlegende Arbeit 1971 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Holografie ist bis heute die beste Methode, um 3D-Objekte im freien Raum präzise zu rekonstruieren und darzustellen.
Das im HDZ NRW eingesetzte HOLOSCOPE™ (RealViewImaging) generiert die Herz-Holgramme während des Eingriffs aus Ultraschalldaten mittels Echokardiographie (TEE oder „Schluckecho“).

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